Die Zander von der Drückerkolonne

Keine Angst, in diesem Artikel geht es nicht um kriminelle Zander die euch mittels Haustürgeschäften Staubsauger, Zeitschriften oder ähnliches verkaufen wollen. Vielmehr geht es um das Jagdverhalten der Zander, die dadurch im Winter gehäuft in der Brust- bzw. Kinnregion gehakt werden. In den wärmeren Monaten hakt man Zander zwar auch aber so nur selten.

Der Berkley Pulse Shad hängt in der Brustflosse

Der Berkley Pulse Shad hängt in der Brustflosse

Warum der Zander so oft im Brustbereich gehakt wird kann keiner so genau beantworten, es gibt jedoch ein paar Theorien die dies erklären könnten:

Theorie #1: Jäger und Sammler

Zander sind nicht nur aktive Räuber sondern auch Sammler,  behauptet zumindest Theorie Nummer eins. Hat der Zander keinen Hunger kann aber einen Fisch sehr leicht erbeuten, so erdrückt er ihn bzw. hält ihn einfach fest und verzehrt ihn später.

Theorie #2: Ich bin hier der Sheriff / Brutpflege

Das Revierverhalten der Zander könnte ebenfalls eine Erklärung liefern. Will der Zander nicht fressen, sondern lediglich sein Revier vor Eindringlingen schützen, drückt der Zander den ungebetenen Gast einfach weg. Im Rahmen der Brutpflege würde dies erklären, warum die Zander vorallem in Winter (kurz vor der Laichzeit) häufiger außerhalb gehakt werden.

Theorie #3: Der ziel(un)sichere Schütze

Theorie Nummer drei sucht die Lösung in nahe liegendem. Wie bei allen Jägern sitz nicht jeder Schuss, so greift auch der Zander ab und zu mal daneben. Bei der Attacke verfehlt das Maul des Stachelritters den Köder, er schießt darüber hinaus und Kinn bzw Brust drücken den Köder weg. Die Attacke spürt man dabei immernoch und beim Anschlag hakt man den Fisch dann nicht selten von unten.

Theorie #4: Zur falschen Zeit am falschen Ort

Möglich wäre auch, dass die Zander versehentlich genau dort stehen wo wir unseren Gummifisch vorbeiziehen. Das halte ich persönlich jedoch für eher unwahrscheinlich, da die Fische wirklich vermehrt an Brust bzw Kinn gehakt werden. Würde Theorie 4 stimmen, so müsste der Haken auch mal in anderen Körperregionen sitzen und nicht so häufig in einer bestimmten Stelle.

Welche Theorie nun stimmt kann keiner so genau sagen und es gibt wie bei allen umstrittenen Themen verfechter aller Seiten. Vielleicht ist es auch ein Mix aus aus allen vier Faktoren. Sofern wir dieses Phänomen nicht mit einer Kamera aufzeichen oder ausführliche wissenschaftliche Untersuchungen stattfinden bleibt es ein Rätsel mit einer überschaubaren Anzahl an Lösungen.

Praxisbeispiel

Der Zander ist bei uns erst am dem 01.04 jeden Jahres geschont, weshalb im Februrar und März noch einige Touren vor der Schonzeit anstanden. Die Bedingungen schienen Ideal: Das Wasser war die letzten 3 Tage um knapp 130cm angestiegen, es war sehr trüb, der  Luftdruck war über Nacht konstant geblieben und es war bewölkt. Obwohl das Wetter Erfolg suggerierte blieben die Fische zunächst aus, es gab lediglich ein paar vorsichtige Anstupser. Als die Sonne dann zum Vorschein kam und die Temperaturen stiegen, war es zumindest für uns Angler etwas angenehmer. Beim gefühlten tausendsten Wurf, wir waren schon deutlich über 3 Stunden angeln, packte etwas in der Absinkphase meinen Köder . Es war kein zanderübliches starkes „tock“ in der Rute zu spüren, sondern eher ein vorsichtiges Ziehen. Nach einem beherzten Anschlag zeigte sich ein starker Drillpartner mit der jedoch weder meine Revo Neos 20s noch die Fantasista Shiro 802MH probleme hatte. Die Vermutung ging in Richtung Hecht, da die zanderüblichen Kopfstöße außblieben und der Fisch mit schnellen Fluchten Schnur zog. Im Kescher lag dann jedoch ein stattlicher Zander, welcher in der Brustflosse gehakt wurde. Der 80er Zander passte noch ganz gut in das Berkley Telescopic Catch&Release Net, viel Größer hätte er aber nicht sein dürfen.

 Abu Garcia Fantasista Shiro 802MH , Abu Garcia Revo Neos 20s, Berkley Telescopic Catch&Release Net und Zander


Abu Garcia Fantasista Shiro 802MH , Abu Garcia Revo Neos 20s, Berkley Telescopic Catch&Release Net und Zander

Wenige Würfe später wiederholte sich die Geschichte und in der Absinkphase bekam ich wieder eine Attacke. Diesmal hing jedoch kein Fisch, sondern lediglich ein paar Kammschuppen am Haken. Damit war es klar, die „Drücker“ waren wieder unterwegs.

Berkley Pulse Shad (11cm, Gold Rush) mit Zanderschuppen

Berkley Pulse Shad (11cm, Gold Rush) mit Zanderschuppen

 

Tight Lines
Euer Christopher

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