Keine andere Jahreszeit macht es dem Raubfischangler so schwer wie der Winter. Die Fische ziehen in tiefe Gewässerbereiche, stehen lethargisch am Grund und fressen kaum. Dicht an dicht stehen die Räuber beieinander, weshalb Großteile der Wasserfläche fischleer sind. Angelt man nun einfach so drauf los, geht man im Winter nicht nur mit kalten Fingern, sondern oft auch als Schneider nach Hause. Da die Räuber jetzt selten umherziehen, um nach Futter zu suchen, hilft es nichts, nur einen Spot zu beangeln. Man muss die Fische und ihre Standorte wie tiefe Gumpen, Kanten und Hindernisse finden. Doch wie spürt man die Fische auf und erkennt diese Strukturen?
Strecke machen
Um im Winter erfolgreich zu sein, muss man die Fische suchen. Deshalb gilt die Regel: Strecke machen! Umso mehr Wasserfläche man abfischt, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, den aktuellen Standpunkt der Räuber zu finden. Wenn der Fisch nicht zum Angler kommt, muss der Angler eben zum Fisch. Um möglichst effektiv einen Gewässerabschnitt abzuangeln und keine heiße Stelle zu verpassen angel ich mit System! Eine feste Anzahl an Würfen pro Stelle und eine bestimmte Distanz zwischen den Spots ist dabei das Grundlegendste. Um den gleichen Abstand zwischen den Angelstellen zu gewährleisten, nutzen wir einfach unsere Schrittlänge und halten von Spot zu Spot immer eine bestimmte Schrittanzahl ein.
Um umherziehende oder launische Fische nicht zu verpassen, beangelt man die Strecke am besten auf Hin- und Rückweg. Lässt man anfangs ausreichend viel Platz zwischen den Angelstellen, kann man auf dem Rückweg genau in den Lücken der vorherigen Spots fischen. Dazu angelt man sich zunächst mit einer selbst bestimmen Schrittanzahl von Angelplatz zu Angelplatz. Nach ca. der Hälfte der verfügbaren Angelzeit dreht man um, läuft die halbe Schrittanzahl zurück und beangelt somit die Lücke zwischen dem vorletzten und letzten Angelplatzes des Hinweges. Danach geht man wieder die übliche Schrittanzahl zum nächsten Spot weiter und landet immer zwischen den vorher befischten Stellen.
Mein System
Konkretisiert sieht mein System wie folgt aus:
Pro Stelle beschränke ich mich auf 5 Würfe, die geradeaus sowie ca 30° nach links sowie rechts ausgeführt werden. Dadurch wird eine möglichst große Wasserfläche abgedeckt. Zwischen den Spots halte ich in der Regel ca. 20 Schritte ein. Habe ich 4 Stunden Zeit, laufe ich so viele Spots an, wie ich in 2 Stunden schaffe, mache dann kehrt und gehe zunächst 10 Schritte zurück. Die weiteren Spots des Rückweges sind dann wieder im Abstand von 20 Schritten. Fange ich an einer Stelle einen Fisch, bleibe ich selbstverständlich etwas länger und komme auf dem Rückweg meist noch einmal vorbei. So kann man penibel genau jeden Zentimeter abangeln und stößt früher oder später auf beißwillige Fische.
Variation
Selbstverständlich ist die Anzahl der Schritte und Würfe optional und kann von jedem selbst gewählt werden. Um noch mehr Strecke zu machen – dafür das Gewässer aber etwas gröber abzufischen – kann man auch nur in eine Richtung angeln. Dabei sollte man jedoch nicht vergessen, ein paar Minuten für den Rückweg einzuplanen. Mit diesem System erfährt man sehr viel über sein Gewässer, die Standplätze der Fische und deren Zugwege sowie die eigentliche Beschaffenheit. Merkt man sich nun noch Wetter, Wasserstand und Tageszeit, kann man seine Fangchancen für das nächste Mal erhöhen und der Winter muss kein erfolgloses Köderbaden mehr sein.
In diesem Sinne, ran an die Ruten und das Marschgepäck,
Tight Lines Euer Christopher